Bora
Sie hieß natürlich nicht so, aber ich nannte sie Bora. Als ich sie das erste Mal sah, saß sie in einem der Cafes am Canal Grande, dem Herzstück des Borgo Teresiano in Triest. In Stößen kam der Wind vom Meer her, fühlte sich kalt an. Sie zog eine dunkelblaue Stola über die weiße Bluse, lehnte sich zurück und blies Rauchkringel in die Luft. Sie war der einzige Gast, der trotz kaltem Wind im Freien ausharrte. Beeindruckt von so viel Leidensbereitschaft, nahm ich am Tisch neben ihrem Platz. Zunächst hatte ich den Eindruck, dass sie mich gar nicht wahrnahm, doch dann begegneten sich unsere Blicke und ich muss gestehen, es traf mich wie ein Blitz.
von Eva Maria
Bichl